1. Fangbereiche
Für die Bearbeitung der Wanzenfauna des NSG Wahler Berg
wurden neun Fangbereiche eingeteilt, die sich vom Pflanzenkleid
her anboten (s. Abb. 1):
1. Eichen-Birkenwald
Pflanzensoziologisch handelt es sich um ein Betulo-Quercetum roboris.
In diesen Bereich habe ich auch alle Fänge auf Sal-Weide
(Salix aprea), Zitterpappel (Populus tremula) und Berg-Ahorn (Acer
pseudoplatanus) genommen.
2. Wüstungen
Im Osten des NSG liegen nördlich und in der Mitte zwei Flächen,
die Gebäudereste und verwilderte Gartenpflanzen aufweisen.
Hauptsächlich zeigt sich die Große Brennessel (Urtica
dioica), die oft vom Klebrigen Labkraut (Galium aperine) durchwuchert
ist.
3. Störzone an der B 9
Sie umfaßt den Gras- und Krautbestand in einem ca. 30 Meter
breiten Streifen entlang der B9. Pflanzensoziologisch handelt
es sich um eine Glatthaferwiese (Arrhenatheretum) in trockener
Ausprägung.Alle Fänge auf den Gehölzen dieses Streifens
sind dem Eichen-Birkenwald zugeschlagen.
4. Nördlicher Trockenrasen
Ein durch Gräser von maximal 50 cm Höhe gekennzeichneter
Teil des im Zentrum des NSG liegenden Trockenrasens. Es handelt
sich dabei einerseits um einen Sandstraußgras-Rasen (Agrostietum
coarctatae) und andererseits um einen Schafschwingel-Magerrasen
(Festuca-ovina-Magerrasen) mit Rumex acetosella f. tenuifolia
und Jasione montana.
5. Südlicher Trockenrasen
Der im Norden und Westen direkt an die Düne grenzende, durch
10-20 cm hohe Pflanzen, sandige Zwischenräume und Flechten
gekennzeichnete Trockenrasen ist überall mit Silbergras (Corynephorus
canescens) durchsetzt. Es handelt sich um eine Flechten-Silbergrasflur
(Corynephoretum cladonietosum).
6. Düne
Offene Sandflächen mit einem Steilabfall nach Westen, die
in großen Teilen mehr oder weniger dicht mit Silbergras
(Corynephorus canescens) und Fingerhirse (Digitaria ischaemum)
bewachsen sind. Einige Flächenteile, besonders nahe der westlichen
Dünenkante, tragen einen dichten Moos-Flechtenrasen. Auch
hier handelt es sich pflanzensoziologisch um eine Flechten-Silbergrasflur
(Corynephoretum cladonietosum).
7. Calluna-Bestand
Die mehr oder weniger großen Flächen von Besenheide
(Calluna vulgaris), die sich auf der Düne oder im Trockenrasen
und bis in die Störzone an der B 9 erstrecken, wurden zu
diesem Fangbereich zusammengefaßt.
8. Sarothamnus-Bestand
Er umfaßt die im NSG noch vereinzelt vorhandenen, nördlich
vor dem NSG einen gößeren Bestand bildenden Sträucher
des Besenginsters (Sarothamnus scoparius). Der ehemals im ganzen
NSG große Flächen einnehmende Sarothamnus-Bestand wurde
ein Opfer des kalten Winters 83/84 und des sich ausdehnenden Eichen-Birkenwaldes.
9. Calamagrostis-Bestand
Ein weitestgehend in der Störzone an der B 9 liegender, gegenüber
anderen Vegetationsformen deutlich abgegrenzter Bereich, der von
Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios) bewachsen ist.
2. Sammeltechnik und Sammelzeitraum
Die Sammelgenehmigung der Unteren Landschaftsbehörde des
Kreises Neuss wurde mit der Zielvorstellung erteilt, eine qualitative
Erfassung der Heteropteren des Wahler Berges zu ermöglichen.
Einschränkend wurden nur Exhaustor- und Kescherfänge
genehmigt und die Inbesitznahme von Tieren, insbesondere die Tötung
zwecks Artbestimmung, mußte auf das notwendige Maß
beschränkt werden.
Gesammelt wurde hauptsächlich in den Jahren 1989 und 1990.
Um ganzjährig über die Wanzenfauna Nachweis zu führen,
besammelte ich möglichst einmal im Monat jeden Fangbereich
- mit Ausnahme der Ferienzeiten zu Ostern und im Sommer. In den
wanzenreichen Monaten (5-9) versuchte ich mehrmals monatlich zu
sammeln.
Darüber hinaus sind aus der Vorbereitungszeit im Jahre 1988
einige Fänge vorhanden. Außerdem sind mir einige Zufallsfänge
aus den Jahren 1985 und 1977 zugänglich gewesen.
3. Wertung der Funde
Von den 19 Wanzenarten, die auf der Flechten-Silbergrasflur (Düne
und Südl. Trockenrasen) vorkommen, wurden sechs Arten nur
hier gefangen (s. Tab. 2). Vier davon sind sehr häufig und
damit sicher charakteristisch für diesen Biotoptyp: Trigonotylus
caelestialium, Amblytylus albidus, Conostethus roseus und Nysius
thymi. MARCHAND (1953) bestätigt dies für A. albidus
und N. thymi und REMANE (1958) für C.roseus. Für T.
caelestialium ist eine so enge Bindung sonst nicht genannt worden.
RIEGER (1978) gibt als Lebensraum an:"...,überhaupt
fehlt T.caelestialium an keinem Ort gänzlich, sofern nur
Gräser vorhanden sind." Angaben aus der Zeit vor 1956
fallen ganz aus, da nicht zwischen T. ruficornis und T. caelestialium
unterschieden wurde und beide zusammen als T. ruficornis aufgeführt
wurden.
Von den 104 am Wahler Berg vorkommenden Wanzenarten sind drei
als Erstnachweise für NRW aufzufassen: Dicyphus constrictus,
Amblytylus albidus und Asciodema obsoletum. Drei weitere Arten
wurden bisher nur von WESTHOFF (1880-1883) für Gebiete genannt,
die heute in NRW liegen: Deraeocoris cordiger, Peritrechus nubilus
und Beosus maritimus.
Ein weiterer Gesichtspunkt für die Bewertung der Funde ergibt
sich aus der Besonderheit des NSG Wahler Berg. Es handelt sich
durch Exposition, Vegetation und Bodenstruktur um ein xerothermes
Gebiet. Dies trifft in besonderem Maße für die beiden
Trockenrasenflächen, die Düne und die Callunafläche
zu. Daraus ergibt sich die Erwartung, gerade hier besonders viele
xerotherme Wanzen anzutreffen. Von den 25 xerothermen Wanzen des
Wahler Berges (s. Tab. 1) kommen 22 - also 88 % - in diesen vier
zentralen Bereichen des NSG vor, auf einer Fläche von knapp
2 Hektar. Aus Abb. 2 ist die Verteilung der xerothermen Wanzen
auf die einzelnen Fangbereiche ersichtlich. Dabei zeigt sich,
daß der Anteil der xerothermen Arten für die vier zentralen
Fangbereiche zwischen 57,1% und 62,5% liegt. Das überschreitet
deutlich den Anteil jedes anderen Fangbereiches. Um die xerotherme
Wanzenpopulation zu erhalten, muß ein weiteres Vordringen
des Calamagrostisbestandes und eine Entwicklung zu einer Glatthaferwiese,
wie es entlang der B 9 schon erfolgt ist, verhindert werden. Gerade
die Störzone entlang der B 9 zeigt das besonders deutlich.
Sie war noch bis vor wenigen Jahren eine typische Trockenrasenzone.
Heute kommen in ihr nur noch 37% der xerothermen Wanzen vor.
Die xerotherme Ausrichtung des NSG Wahler Berg führt nicht
dazu, daß hier auffällig viele mediterrane Arten auftreten.Insgesamt
(s. Tab. 2) sind es nur 10 Arten, die 9,6% am Gesamtbestand ausmachen.
Ein Vergleich mit der Arbeit von Günther (1989) zeigt das
sehr deutlich. Er weist für den Raum Leverkusen (Monheim
in ca. 8 km, Burscheid in ca. 16 km Entfernung vom NSG Wahler
Berg) mit 15 mediterranen Arten einen Anteil von 9,4% am Gesamtfang
nach. Allerdings kommen am Wahler Berg mit
1. Asciodema obsoletum
2. Dictyonota fuliginosa
3. Beosus maritimus und
4. Legnotus limbosus
vier im Leverkusener Raum nicht nachgewiesene Arten vor. Insgesamt
ist der Wanzenbestand des Wahler Berges durch paläarktisch-holoarktische
und eurosibirische Arten geprägt, die mit 94 Arten die restlichen
91,4% ausmachen.
4. Artenliste
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